
28. April 2012, 20:52 (Toronto, Kanada)
Und wieder geht ein Kapitel meines Kanada-Abenteuers zu Ende. Nachdem ich mich vor ein paar Tagen nun auch von Eric verabschieden musste und ich weiter nach Toronto für meine neue Arbeit in einem Sommer Camp ganz in der Nähe zog, verlasse ich morgen nun wiederum auch das Großstadtleben.

Toronto vom CN Tower aus betrachtet
Mittwoch, der Tag meiner Reise nach Toronto, war wohl der kürzeste Tag, den ich je erlebt hatte. Ich stand bereits um halb sechs am Morgen auf, damit ich rechtzeitig am Flughafen sein würde. Das Taxi holte mich um 6:15 Uhr ab. Zwanzig Minuten später und um vierzig Dollar leichter (dafür aber auch um ein interessantes Gespräch mit dem indischen Taxifahrer reicher) wartete ich auf meinen Abflug um 8:25 Uhr.
Leider hatte ich, wie bis jetzt bei allen Flügen, kein großes Glück mit dem Wetter gehabt. Unter uns war es bewölkt, sodass ich nichts von dem 3.500km langen Streifen Flachland zwischen Vancouver und Toronto sehen konnte.
Toronto zeigte ihre volle Reichweite unverhüllt Sieben Stunden später, mit einem zweistündigen Stopp in Vancouver, landete ich in meinem neuen vorübergehenden zu Hause. Der Anflug auf Toronto war mindestens genauso schön wie der auf Vancouver - nur anders. Anstelle von Bergen, die die Stadteile Vancouvers auf kleine Flecken verteilen, zeigte Toronto ihre volle Reichweite unverhüllt.
Der Zeitunterschied zwsichen den beiden Orten beträgt drei Stunden. Als ich ankam war es also statt 16:30 Uhr gefühlter Zeit bereits 19:30 Uhr und so gut wie dunkel.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, so viel Geld wie möglich zu sparen und aus den Transportmöglichkeiten zum Hostel die günstige Variante auszuwählen. Ich hatte die Wahl zwischen 90 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und gerademal $3 Fahrtkosten, oder 45 Minuten Airportshuttle für $27. Selbst als ich den Flughafen verließ, war ich mir immer noch sicher, die Drei-Dollar-Variante zu nutzen, da es aber bereits anfing dunkel zu werden und ich mich mit dem Toronter ÖVM-System nicht auskannte, ließ ich mich dann doch zum bequemeren Weg hinreißen.

Ein Schulbus in den Straßen Torontos
Ich hatte geglaubt, soweit von Big White und Kelowna entfernt, würde ich vorerst keinem bekannten Gesicht begegnen. Das glaubte ich übrigens in Victoria auch. Als ich zur Lobby des Hostels reinkam, entdeckte ich Carolin und ihre Freundin, die auch erst kurz vor mir angekommen waren. Carolin erzählte mir später auch noch, dass sie auf dem Weg Caitlin an einer Greyhound-Bushaltestelle gesehen hätten. Kanada ist 28 mal so groß wie Deutschland, und trotzdem läuft man sich überraschenderweise über den Weg.
Am Ende musste ich für vier Nächte dreimal umziehen Ich hatte vier Nächte in Toronto, bevor ich am Sonntag ins Camp umziehen würde. Dummerweise hatte ich ernsthaft geglaubt, in einer Großstadt wie Toronto würde es an einem Wochenende genug Betten geben, sodass ich erst eine Nacht vor Ankunft versuchte, mir eines zu reservieren. Ich musste aber schnell feststellen, dass ich falsch lag. Entweder hatten die Hostels nur eins oder gar keine Betten zur Verfügung. Am Ende hab ich zwar Übernachtungen für alle vier Nächte gefunden, musste aber dafür ganze dreimal umziehen.
Dass Gaz und Emma-Jade, mit denen ich auf Big White gearbeitet hatte, um diese Zeit in der Stadt waren, wusste ich. Nach der ersten Nacht zog ich deshalb in dasselbe Hostel, damit wir den Tag zusammen verbringen konnten. Es ist einfach besser einen neuen Ort gemeinsam zu erkunden.

NBA Basketballspiel der Raptors gegen die Nets
Am frühen Nachmittag trafen wir uns mit einer Freundin von ihnen, die uns zum Essen mitnahm. Wir liefen dafür in den Stadtbezirk Kensington Market, der für seine Multikulturalität bekannt ist. Später am Abend besuchten wir ein Basketballspiel der Toronto Raptors gegen die New Jersey Nets aus den USA. Mein erstes Basketballspiel überhaupt und dann noch gleich eins der NBA-Liga. Irgendwie ist dieser Sport sogar besser als Hockey. Sorry, Canada!
Am nächsten Morgen reisten die beiden schon wieder ab. Von da an musste ich Toronto allein erkunden.
Das neue, dritte und letzte Hostel lag nicht weit von der berühmtesten Attraktion der Stadt entfernt - dem CN Tower. Da ich nunmal in der Nähe war, wollte ich diesen Ausblick nicht verpassen.
Gaz brachte mich auf die Idee, erst gegen Abend raufzufahren, da man so noch den Sonnenuntergang sehen konnte. Den Vormittag verbrachte ich deshalb mit Einkäufen für das Camp. Knapp $130 gab ich nochmal aus für Kissen, Bettlaken, Schlafsack und andere Kleinigkeiten.

Ich in 342m über Toronto
Gegen 18:30 Uhr dann fuhr ich die 342 Meter mit dem Lift rauf auf die Aussichtsplattform des 553m hohen CN Towers. Dort hatte ich eine atemberaubende Aussicht auf ganz Toronto. Die Stadt sah dabei ganz genauso aus wie ich sie beim Anflug gesehen hatte. Unglaublich, wie weit sich die Stadt in alle Himmelsrichtungen erstreckt.

Der Glasboden mit 342m Tiefblick
Der Glasboden, eine Platform aus Glas, von der aus ein senkrechter Blick auf den Boden möglich ist, gibt einem ein ziemlich unsicheres Gefühl, und obwohl es 14 große Nilpferde tragen können soll, fiel es mir nur sehr schwer, beide Füße da raufzustellen.
Drei Stunden und einen fantstischen Sonnenuntergang später verließ ich den Turm wieder.
Jetzt hatte ich noch einen Tag übrig, bevor ich erneut für eine Weile nicht reisen konnte. Ich wollte den Tag aber nicht einfach verstreichen lassen und auch wenn es mein Budget schon fast nicht mehr erlaubte, buchte ich noch in der selben Nacht einen Ausflug zu den Niagara Fällen. Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr wurde ich in einem schwarzen BMW zum Shuttle gebracht. Was für ein Luxus für einen Reisenden.

Der Whirlpool, ca. 7km von den großen Fällen entfernt
Auf dem Weg zu den Wasserfällen hielten wir an mehren Stellen an für zusätzliche Attraktionen. Zunächst konnten die, die sich die Niagara Fälle von oben anschauen wollten, einen Rundflug mit einem Hubschrauber mieten. Zwanzig Minuten für hunfertfünfzig Dollar. Dann besuchten wir ein Weingut, auf dem wir eine kurze Weinverkostung unternahmen. Dann aber fuhren wir endlich durch.

Die American Falls, links von der kanadischen Seite aus betrachtet
Bereits aus der Ferne konnten wir die Wasserfälle hin und wieder erspähen. Aus der Nähe sehen sie nochmal spektakulärer aus und so richtig gigantisch sehen sie von unten aus - an Bord der Maid of the Mist. Nach dieser kleinen Bootstour hatten wir noch zweieinhalb Stunden Zeit, die Gegend auf eigene Faust zu erkunden, bis wir 17:00 Uhr wieder nach Hause fuhren.
Am kommenden Sonntag (29. April) breche ich nun auf zu meinem letzten Job in Kanada. Das Camp liegt etwa zwei Stunden Autofahrt nördlich von Toronto. Was genau ich da machen werde, weiß noch keiner so recht. Die ersten beiden Monate werden wir alle wohl hauptsächlich mit Vorbereitungen für den Sommerbetrieb beschäftigt sein. Im Juli, meinem letzten Monat, soll ich aber als Counselor arbeiten, also als Betreuer einer Gruppe von Kindern.
Es kann gut sein, dass ich von da an nur eingeschränkten Zugang zum Internet haben werde. Ich befürchte, auch mein Blog wird daher vorübergehend etwas hinterher hinken. Ich werde versuchen, euch so oft ich kann ein Lebenszeichen von mir zu hinterlassen.
Ich freu mich und bin gespannt.
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