Ich auf dem Gipfel von Revelstoke Mountain
Rico, Mitbewohner und mittlerweile ein guter Freund, bekam einen Auftrag in einem Ort namens Revelstoke, ca. 200km von Kelowna entfernt. Rico repariert alles, was einer Reparatur bedarf. In Kanada scheint es kein Problem zu sein, für einen solchen kleinen Auftrag sechs Stunden Autofahrt auf sich zu nehmen, sie allerdingas allein fahren zu müssen, scheint aber auch hier nicht beliebt zu sein. Er fragte mich also, ob ich vielleicht mitkommen will und da ich an diesem Tag sowieso nichts besonderes vorhatte, willigte ich ein. Zufälligerweise hatte Cherie, eine Mitarbeiterin des Hostels, für denselben Tag auch einen Ausflug nach Revelstoke geplant, so dass wir uns letztendlich zu dritt auf den Weg machten.
Unterwegs nach Revelstoke
Ich erinnerte mich daran, als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal in Garmisch-Partenkirchen war. Als ich in den Ort hineinfuhr war ich umgeben von nichts als Bergen, die keinen Blick zuließen auf das, was dahinter lag. Ich fühlte mich bald eingeengt und war ehrlich gesagt erleichtert, als ich wieder in meinem geliebten Flachland war. Auf der Fahrt nach Revelstoke hatte ich zunächst das gleiche Empfinden wie in Garmisch-Partenkirchen. Obwohl die Natur, die wunderschönen Wälder und die Wildnis atemberaubend waren, umschlang mich ein Gefühl der Enge - zunächst.
Der Goat Walk am Log Barn, Armstrong, BC
Nach ungefähr siebzig Kilometern fuhren wir durch Armstong, einen kleinen Ort am Highway 97A. Dort entdeckten wir am Straßenrand einen kleinen Bauernmarkt, der allerlei traditionelle Leckereien verkaufte. Die eigentliche Attraktion war aber der sogenannte Goat Walk (Ziegenweg), der eine Brücke über die Einfahrt bildete. Oben konnten die Ziegen dann hoffen, dass unten ein Besucher das kleine Silbertöpchen mit Futter füllte, das sie dann alleine durch drehen des Rades hochziehen und ausschlecken konnten. Ohne uns allzu lang dort aufzuhalten (aber nicht bevor sich Rico noch als Gondolliere versuchte), machten wir uns wieder auf den Weg.
Ein Stück weiter erreichten wir das Three Valley Lake Chateau in der Three Valley Gap, wo sich auch eine Ghost Town (Geisterstadt) befand, die wir uns sehr gern angesehen hätten. Allerdings empfanden wir $15 für eine Führung durch eine Stadt, in der es keine Menschenseele zu finden gibt und auch sonst sämtliche Örtlichkeiten verlassen und leer sind, doch etwas für überzogen, also fuhren wir weiter. Mehr gibt es über die Fahrt auch schon nicht mehr zu berichten.
Die letzten Meter zum Gipfel
Der National Park befindet sich auf dem Gipfel des Mount Revelstoke und als wir ein paar Kilometer mit dem Auto bergauf hinter uns gelegt hatten, erreichten wir eine kleine Holzhütte, von der zu ihrer Rechten eine schwarz-weiß gestreifte Schranke uns die Weiterfahrt versperrte. Grund: Die weitere Auffahrt kostete Geld und zwar fast sieben Dollar pro Person! Ganz schön clever die Besucher erstmal raufkommen zu lassen, um ihnen dann, wenn sie womöglich keine Ambitionen mehr haben, umzudrehen, mitzuteilen, dass die Weiterfahrt nur gegen Bezahlung erfolgen kann. Nach ein paar Verhandlungsversuchen und lockeren Sprüchen lenkten wir schließlich ein, zahlten unseren Zoll und fuhren die Serpentinen weiter hinauf. Ein Kilometer vor dem Gipfel kamen wir zu einem Parkplatz, von dem aus wir nur zu Fuß weiter gehen durften. Die Natur und die Aussicht, die uns auf diesem Weg und vor allem oben auf dem Gipfel in 1935m über dem Meeresspiegel erwarteten, machten alle Mühen wieder wett.
Auf dem Dach der Welt - in Revelstoke
Viel gibt es ab hier nicht mehr zu berichten, außer dass wir von dort oben, über den Wolken(!!!), die Schnee bedeckten Berggipfel der Rocky Mountains in der Ferne sehen konnten. Auch, wenn es nur das Dach von Revelstoke war, so oder so ähnlich muss es sich wohl auch auf dem Dach der Welt anfühlen.