Ein Blog in drei Teilen
19. Januar 2012, 18:29 (Big White, Kanada)

...Fortsetzung

Teil III: Der Preis der German efficiency

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Ein besonderes Weihnachtsgeschenk bekam ich, nach deutscher Tradition, am 24. Dezember von meinen Vorgesetzten überreicht. Sie ernannten mich zum ersten Mitarbeiter des Monats der Saison für das Inn at Big White und zeichneten mich dafür mit dem Golden Toque, der goldenen Pudelmütze, aus.

Zubereitung des Gunbarrel Coffee

Über den Lauf einer Flinte wird Grand Marnier hinzugegossen
Als Preis bekam ich eine Freikarte zu einem Eishockeyspiel der Kelowna Rockets. Der Transfer, sowie Speisen und Getränke waren umsonst. Obendrein gab es dann noch den legendären Gunbarrel Coffee, eine Spezialität, die es so nicht noch einmal gibt. Der Kaffee wird in einem Glas serviert und, wie ich glaube, bereits mit etwas Sahne verfeinert. Dann kommt das Besondere: Über den Lauf einer echten Flinte wird entflammter Grand Marnier ins Glas hinzugegossen. Obendrauf kommt ein Häubchen Sahne.

Doch zurück zum eigentlichen Preis. Das Spiel, das ich mir mit 20 weiteren Big White Employees of the Month ansehen durfte, fand am 4. Januar statt. Um fünf Uhr am Abend trafen wir uns alle vorm Central Mountain Check In, dem zentralen Anreisepunkt für ankommende Gäste, um gegen halb sechs zum Prospera Place in Kelowna aufzubrechen. Dort angekommen, erwartete uns in der Arena eine Privatkabine mit Garderobe, Küchenzeile und Badezimmer. Es war wie ein kleines Wohnzimmer. Wenn man wollte, konnte man raus auf die Tribünenplätze oder einfach von drinnen das Spiel verfolgen.

Das 4:1 der Rockets im Spiel gegen Spokane

Die Atmosphäre war einfach genial. Die Menge war mit vollem Eifer dabei und wann immer die Rockets ein Tor schossen, brach die gesamte Arena in lautes Geschrei und Jubel aus. Landete die gegnerische Mannschaft einen Punkt, bekam man davon allerdings nicht viel mit, wenn man es nicht selbst gesehen hat.

Damit sich keiner verletzt, werden selbst Tore aus den Angeln gehoben
Für Eishockeynationen gehört eine Prügelei zwischen gegnerischen Spielern während eines Spiels offenbar zum guten Ton. Die erste Frage, die mir nach dem Spiel gestellt wurde war nicht etwa, wer denn gewonnen hatte, sondern: "Und, gab's auch 'ne Schlägerei?". Das kuriose ist auch, dass die Schiedsrichter generell nicht dazwischen gehen, um die Streithähne auseinanderzureißen. Vielmehr bauen sie eine schützende Mauer um sie auf, damit nicht weitere Spieler mit einsteigen können. Selbst Tore werden dafür aus den Angeln gehoben (wie im folgenden Clip zu sehen ist), offenbar damit sich die Kämpfer nicht verletzen.

Prügelei beim Ice Hockey (Quelle: youtube.com)

Jeder hat mir dazu geraten, mir unbedingt ein Hockeyspiel anzusehen, wenn ich schon in Kanada bin. Ich glaube, ohne kann man auch kaum behaupten, Kanada erlebt zu haben. Ich habe Kanada sogar noch etwas besser kennen gelernt.

Sie konnte es kaum fassen, dass ich noch nie bei Tim Horten's war
Nur wenige Wochen vorher hatte ich ein weiteres echtes kanadisches Erlebnis: ein Frühstück bei Tim Horton's. Auch so eine Sache, die man unbedingt erledigt haben sollte, wenn man in Kanada ist. Die Kassiererin konnte es kaum fassen, als ich ihr beichtete, noch nie zuvor bei Tim Horton's gewesen zu sein. Verständnisvoll meinte sie aber zu mir: "Ihr habt Tim Horton's ja auch nicht in Deutschland. Nur McDonald's, aber das darfst du hier nicht laut sagen. McDonald's ist hier nämlich ein Schimpfwort!"

Was das Hockeyspiel angeht, so haben sich meine Bemühungen, Mitarbeiter des Monats zu werden (ehrlich gesagt wusste ich vorher gar nicht, dass es diese Auszeichnung überhaupt geben würde) echt gelohnt. German efficiency zahlt sich eben echt aus.

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