Ein Blog in drei Teilen
19. Januar 2012, 18:29 (Big White, Kanada)

...Fortsetzung

Teil II: Weihnachten und Neujahr

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Wir alle, die das erste Mal in Kanada und vermutlich auch das erste Mal Weihnachten und Neujahr nicht zu Hause sind, waren sehr darauf gespannt, wie dieses Fest wohl hier ablaufen würde. Ein entscheidender Vorteil, dieses Fest in einem Skigebiet zu verbringen, ist dabei die hohe Wahrscheinlichkeit, über die Feiertage Schnee zu bekommen.

Ein Stückchen Heimat: selbstgebackener Stollen nach deutschem Rezept

Bevor ich nach Kanada gekommen bin, hatte ich mir vorgenommen, auch etwas von meiner deutschen Kultur in dieses Land mitzubringen. Eine unumgängliche Leckerei in der Weihnachtszeit in Deutschland ist der gute alte Stollen und den wollte ich auch in diesem Jahr nicht missen. Da es aber hier in Kanada nicht einfach ist, den Stollen zu bekommen, wie man ihn gewohnt ist, beschloss ich kurzerhand selbst welchen zu backen. Ich hatte noch nie vorher Stollen gemacht. Das Ergebnis sollte also auch gleichzeitig meine eigene kleine Weihnachtsüberraschung werden.

Ich hatte beide Stollen bereits eine Woche vor Heiligabend vorbereitet, damit sie genug Zeit zum Ruhen hatten. Für die, die mit Stollen noch nicht so vertraut waren, war es ziemlich kurios, Kuchen so lange stehen zu lassen, bevor man ihn isst. Sie befürchteten, dass er vorher schon schlecht werden würde. Als sie ihn dann aber endlich kosten durften, waren sie von dieser deutschen Spezialität begeistert. Ich war mit dem Ergebnis übrigens auch recht zufrieden. Das letzte Stück hab ich irgendwann in der ersten Januarwoche verputzt.

Die kostengünstigste Option war, uns einen Baum selbst zu schlagen
Zu einem vollkommenen Weihnachtsfest gehört natürlich auch ein Weihnachtsbaum. Alle wollten unbedingt einen haben, aber keiner hatte so wirklich eine Idee, wo wir einen herbekommen könnten, ohne dafür zu viel bezahlen zu müssen. Nun ja, wir leben hier auf einem Berg, der umgeben ist von nichts als Wildnis. In welche Richtung man auch blickt, weite Wälder und weitere Berge überall. Die kostengünstigste Option, die uns da einfiel, war uns einen Baum selbst zu schlagen. Andere hatten es uns bereits vorgemacht. Mir war erst nicht ganz wohl bei der Sache, aber Eric und Cait hatten mich letztendlich doch dazu überreden können, mit anzupacken. Wir borgten uns zwei Handsägen von Freunden aus dem Haus auf der anderen Straßenseite, die übrigens wohl auch den größten Baum in ganz Snowpine Road besaßen. Er reichte buchstäblich vom Boden bis zur Decke. Keine Ahnung wie sie ihn geschlagen hatten, geschweige denn ihn unbemerkt in ihr Haus schmuggeln konnten. Egal, wir wollten ja eh unseren eigenen. Der fiel dann auch etwas kleiner aus.

Unser kleiner aber Zweck erfüllender Weihnachtsbaum

Zu dritt liefen wir Snowpine Road bis ans Ende der Straße hinunter. Dort fanden wir eine kleine Baumsiedlung mit zahlreichen potentiellen Weihnachtsbäumen. Nach kurzem Hin und Her trafen wir endlich eine Entscheidung und so schnell wie ich die Säge ansetzte, so schnell war der Baum auch gefällt. Jetzt mussten wir ihn nur noch unbemerkt die ganze Straße wieder hinauf schleppen. Ich erklärte mich dazu bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen und jedes Mal, wenn uns ein Auto entgegenkam, schleuderte ich den Baum in irgendeinen Vorgarten hinter die Schneehaufen am Straßenrand, damit ihn niemand sieht. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann zu Hause an, wo wir unsere kleine Trophäe gleich so gut es ging herausputzten.

Zu einem vollkommenen Weihnachtsfest fehlten nur noch die Geschenke
Okay, nun hatten wir fast alles zusammen: Stollen, einen Weihnachtsbaum,... fehlten nur noch die Geschenke. Bei acht Hausbewohnern fanden wir Wichteln, hier nennen sie es Secret Santa, den heimlichen Weihnachtsmann, für die beste Idee. Zwanzig Dollar war das Maximum. Ich zog den Namen eines Mädchens, das ich ausgerechnet am wenigsten kannte. Ich war aber froh, Cait als Beraterin an meiner Seite zu haben, als wir runter nach Kelowna fuhren, um ein Geschenk zu besorgen. Ich schenkte meiner zu Bewichtelnden schließlich einen Schal. Sie freute sich darüber.

Von meinem Secret Santa bekam ich etwas ziemlich Geniales. Wir haben hier auf Big White einen Ice Climbing Tower, also einen Kletterturm aus purem Eis. Ich hatte mir vorgenommen, diesen auf jeden Fall im Laufe der Saison einmal auszuprobieren und mein Secret Santa gab mir nun den letzten notwendigen Schubs. Viele Skier und Snowboarder haben hier kleine Kameras auf ihren Helmen montiert, sogenannte GoPros. Diese Kameras sind total genial. Keine Bildwackler und immer ein gestochen scharfes Bild. Teil meines Secret Santa Geschenks ist es, meinen Kletterversuch mit einer solchen Kamera aufzuzeichnen. Wann das ganze stattfinden soll, wissen wir noch nicht genau. Ich werde euch aber das Video so bald wie möglich auf meinem Blog präsentieren.

Heiligabend gab es im Village, dem Zentrum, Heiße Schokolade umsonst und eine kleine Parade durchs Village Center. Der beeindruckenste Moment war aber als Santa Claus auf Skiern und hinter ihm die Skilehrer mit leuchtend roten Fackeln in den Händen die Easy Street Piste herunter kamen.

Feuerwerk auf Big White, Happy 2012!

Jetzt noch schnell ein paar Worte zum Jahreswechsel. Jeden Samstag Abend um 20:00 Uhr gibt es hier auf Big White ein riesiges Feuerwerk. Da der 31. Dezember 2011 auf einen Samstag fiel, gab es diesmal sogar zwei. Frank und ich (Samstags arbeiten wir zusammen in der Wäscherei des Hotels) hatten gerade Feierabend, als draußen das 20:00Uhr-Feuerwerk losging. Das war so gigantisch, dass ich sehr darauf gespannt war, wie denn das Neujahrsfeuerwerk ausfallen würde.

Für Big White war der Countdown längst vorbei
Kurz vor Mitternacht war sich niemand so richtig sicher, nach welcher Uhr der Countdown laufen würde und so fingen irgendwann einige Leute an nach deren Uhr von zehn rückwärts zu zählen. Als sie bei fünf angekommen waren, war für Big White der Countdown längst vorbei und das Feuerwerk schoss los. Nach kurzer Verwirrtheit schrien alle Happy New Year, schleuderten ihre Gläser in die Luft und fielen sich gegenseitig in die Arme.

Bis auf ein paar wenige Schlückchen Alkohol musste ich leider auf die ganz große Sause verzichten, da ich am nächsten Morgen 7:30Uhr bereits wieder arbeiten musste. Ich hatte dennoch viel Spaß und Silvester 2011/12 war ganz sicher ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

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