Sylvester
So, jetzt endlich mal wieder ein Update. Ist ja nun eine ganze Weile her, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Sorry an all meine treuen und erwartungsvollen Leser ;)
Wo soll ich anfangen. Also, meine Arbeit auf der Apfelplantage ist vorbei. Trotzdem will ich euch noch von Sylvester erzählen, der seit 35 Jahren (!!!) auf Plantagen Äpfel pflückt und wenn es gerade nix zu pflücken gibt, dann stutzt er die Bäume, dünnt sie aus oder arbeitet als Landschaftsgärtner und in seiner Freizeit unterstützt er seine Mutter. Sylvester stammt aus Guatemala und kam vor vielen Jahren nach Kanada, weil er hier einfach mehr Geld machen kann. In seinen jüngeren Jahren, wie er sagt, schaffte er gewöhnlich zwischen zehn und zwölf Bins pro Tag (zur Erinnerung, mein bestes Ergebnis war 3). Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schnell er die Äpfel da gepfückt haben muss.
Wein
Eine Flasche Eiswein der Rollingdale Winery, die wir zu einem absoluten Schnäppchenpreis bekommen haben
Am 24. Oktober, während Eric und ich gerade Äpfel pflückten, bekam ich einen Anruf von der Rollingdale Winery in West Kelowna. Kurz nach meiner Ankunft in Kelowna rief ich alle verzeichneten Weingüter in Kelowna an, um nach Arbeit zu fragen. Viele versprachen, mich zurückzurufen, aber nur Rollingdale rief tatsächlich zurück. Die nette Dame fragte mich, ob ich nicht am Donnerstag bei ihnen in der Weinernte arbeiten möchte. Sie würden zwanzig Dollar die Stunde bezahlen. Ich war zwar vom Fleck weg begeistert, bat sie aber, sie zurückrufen zu dürfen, da ich noch ein paar Freunde fragen wollte. Eric, der mir den Job auf der Apfelplantage verschafft hatte, erzählte ich es als erstes und er war spontan dabei. Dann dachte ich an Rob und Chris aus dem Hostel. Sie hatten mir zwar keine Jobs verschafft, aber ich erinnerte mich, dass sie auf der dringenden Suche nach Arbeit waren und außerdem hatte ich mit ihnen so manch äh... interessante Momente erlebt. Es war also Zeit, etwas zurück zu geben. Natürlich stimmten sie ohne zu zögern zu. Okay, ich muss ehrlich sein. Ein bisschen war es natürlich auch die Tatsache, dass Rob ein Auto und Chris den nötigen kanadischen Führerschein hatte, um uns zum Weinberg zu fahren.
Jeder von uns entschied sich, für seine 170 Dollar einen Karton mit je 12 Flaschen Rotwein im Wert von 120 Dollar zu nehmen. Blieben für jeden also noch 50 Dollar übrig. Uns allen hatte es der Eiswein schon sehr angetan und wir hätten gern jeder eine 200ml Flasche genommen, aber das hätte das Budget überschritten. Es gab noch einen anderen Eiswein für 100 Dollar die Flasche, aber selbst das war noch zu viel. Wir diskutierten gerade darüber, ob wir deshalb vielleicht zusammenlegen und statt vier Flaschen nur zwei nehmen sollten, um sie uns dann zu teilen. Da empfahl uns Joe, der Kellermeister, nochmal mit Dave, dem Besitzer des Weinguts, zu sprechen und etwas auszuhandeln. Ich dachte, er würde uns vielleicht mit 10 bis 20 Dollar entgegen kommen. Tatsächlich kam er mit vier der begehrten Flaschen auf uns zu und gab jedem von uns eine - zum halben Preis!!! Die meisten Flaschen (bis auf den Eiswein) haben ihre zweite Destillation bereits hinter sich. ;)
Halloween
Halloween im Kelowna International Hostel
Nun wollten wir aber unsere Süßigkeiten nicht einfach so ohne Verdienst entgegennehmen, also beschlossen wir zu singen. Unsere Kostüme waren ziemlich willkürlich und anstelle eines Idioten mimte ich nun einen Gospelpriester. Cait trug ein wirres Durcheinander an Ketten und anderem Schmuck, Eric war der 80er Jahre Rockgitarrist (mit echter Gitarre) und Maik war der Clown. Unser Auftritt lief dann folgendermaßen ab. Maik klingelte an der Tür. Dann kam ich. Je nachdem wer die Tür öffnete, sagte ich "He brotha (bzw. sista)! Listen, we gotta message for ya!" Und dann sangen wir folgende abgewandelte Zeilen zur Melodie eines berühmten Liedes:
We like candy!
We want candy!
We want candy!
We must have candy!
Unser hart verdienten Süßigkeiten
Die Leute, die uns die Türen öffneten, waren ziemlich überrascht, denn mit einem nächtlichen Auftritt der wohl skurrilsten Band aller Zeiten vor ihrer Austür hatten sie wohl nicht gerechnet. Diese Überraschung brachte sie dann auch dazu, ihre gesamten Vorräte an Süßigkeiten in unseren Süßigkeitenbeutel auszuleeren. Wir mussten nicht an vielen Haustüren klingeln, bis unser Beutel voll war. Nach ca. zehn Auftritten hatten wir genug an Gage eingenommen, um unsere Aufwendungen zu decken.
Am nächsten Tag machten sich Cait, Eric und ich auf zu unserem neuen Haus auf Big White. Aber von dieser interessanten kanadischen Erfahrung erzähle ich euch in meinem nächsten Blog.